| Bodenhaftung von FührungskräftenHintergrundFester Boden unter den Füßenvon Jürgen C. NeumannDie Bedeutung großer Talente auf den wichtigen Positionen ist unumstritten. Wenn aber die Neubesetzung auf dem Chefsessel sich als Sonnenkönig entpuppt, kann auch ein großes Talent eher schaden als nützen. Was kann ein Unternehmen für die richtige Bodenhaftung seiner Führungskräfte tun? Im ersten Teil unserer Analyse behandeln wir das Thema aus Sicht des Aufsichtsrates. In der nächsten Ausgabe des Praesta Newsletters betrachten wir es aus der Perspektive der Unternehmensführung. Teil 1: Steigende Anforderungen an die Aufsicht
 Vor einigen Jahren führte mich meine Tätigkeit ins Gespräch          mit einem erfolgreichen Vorstandsvorsitzenden einer der großen deutschen          Aktiengesellschaften. Ich fragte ihn, wie er Chef des Unternehmens geworden          sei, und seine Antwort war verblüffend einfach: „Ich habe immer          für den besten Mann gearbeitet.“ Es war die Zeit einer großen Kontinuität auf den Führungsetagen          und vielfach auch erfolgreicher Stabübergabe bei einem Personenwechsel.          Die heutige Situation ist vielfach anders: 
 
 Die Kombination dieser Trends birgt Risiken für die Unternehmen.          Die Anforderungen an die Aufsichtsgremien bei der Auswahl des Chefs und          der kritischen Beobachtung seines Führungsverhaltens steigen. Der          Erfolg einer Neubesetzung lässt sich nur schwer vorhersagen: Top-Manager,          die andernorts exzellente Leistungen erbracht haben, sind im neuen Umfeld          oft eine Enttäuschung. Andere erweisen sich als Glückstreffer,          obwohl auf ihre Ernennung ein zurückhaltendes bis kritisches Presse-Echo          folgte. Signale beachten Ein Beispiel: Ein neuer „Spitzenmann“ tritt an, um für          „frischen Wind zu sorgen“. Er unternimmt die nötigen Schritte,          um sich in seinem Umfeld abzusichern, holt Rat ein von den erfahrenen          Mitgliedern der Führungsmannschaft. Er bemüht sich um Akzeptanz          für seine Entscheidungen. Kurz, er etabliert eine Kultur des offenen          Dialogs und der Fairness, die im Unternehmen gemeinschaftlich gelebt wird          und auch schwierige Zeiten überdauert. Das Unternehmen nimmt wieder          Fahrt auf, die Stimmung ist gut. Der sichtbare Erfolg aber trübt den kritischen Blick unseres „Spitzenmannes“.          Der Chef neigt dazu, Erfolge weniger auf gemeinschaftliche Leistungen          zurückzuführen als vielmehr auf sein „Genie“. Diese          Neigung wächst, wenn der Chef auch noch durch eine Auszeichnung,          z.B. „Manager des Jahres“, in dem Glauben an seine Genialität          bestärkt wird 3. Er verliert die Bodenhaftung. Er distanziert sich          von seiner Umgebung, holt weniger Rat ein. Die Offenheit zum Dialog wird          ersetzt durch Anweisungen. Auch Personalfragen werden nicht mehr fair          und für alle nachvollziehbar behandelt. Obwohl das Unternehmen wirtschaftlich          gut dasteht, ist die Stimmung schlecht. Das Risiko von Misserfolgen wächst. Zwei Forschungsarbeiten behandeln diesen Realitätsverlust des Chefs 4, 5. Sie machen auf Signale aufmerksam, die ein Aufsichtsrat beachten          sollte: Ein INSEAD-Team hat die Veränderung im Führungsverhalten von          Napoleon untersucht und zieht Vergleiche zum modernen Management. Verhält          sich Napoleon anfangs noch wie ein neuer Unternehmenschef, pflegt einen          offenen Dialog und wirbt in seiner Umgebung um Unterstützung, so          zeigt er nach dem Erfolg bei Austerlitz als Kaiser wachsende Züge          der Selbstüberschätzung und gleichzeitig einer Geringschätzung          seiner Generale und Mannschaften. Er begründet seine Maßnahmen          nicht mehr, er befiehlt. Das Schicksal beginnt sich zu wenden. Ein Team der Berkeley-Universität hat das Verhalten der Chefs von          2.300 börsennotierten US-Unternehmen innerhalb der Jahre 1985 bis          2002 untersucht. Anhand von Insiderkäufen vor Akquisitionen lässt          sich nachweisen, wie die Chefs nach ersten Erfolgen immer zuversichtlicher          werden und weitere Akquisitionen mit steigendem Risiko durchführen.          Im unerschütterlichen Glauben an ihren Erfolg kaufen sie vor den          Deals auch immer mehr Aktien auf eigene Rechnung. Dann kommen die Misserfolge.          Das Nachsehen haben die Aktionäre. Kontrollen und Hilfen Auch ohne operativ einzugreifen, kann der Aufsichtsrat die Bedingungen          schaffen, um riskante Entgleisungen zu verhindern: 
 
 Große Führungstalente sind für Unternehmen ein unschätzbares          Kapital. Mit Coaching können sie geweckt und in ihrem Potenzial gesteigert          werden durch Hilfe zur Selbstreflexion und durch zielgerichtete Weiterentwicklung          ihrer Führungskompetenz. Dies um so mehr mit einem Coach, der die          entsprechende Führungserfahrung aus dem eigenen Berufsleben hat. (1) Manager-Magazin 10/2007, Seite 43, „Sag zum Abschied leise Servus“ (2) Handelsblatt, 21.09.2007, „Die Halbwertzeit der Vorstandschefs          sinkt rapide“ (3) Handelsblatt, 04.08.2008, „Todeskuss für jeden CEO“ (4) Financial Times, Dec 6, 2002, „Part Six — General Failings“ (5) WamS, 27.07.2008, Seite 26, „Wenn der Chef berühmt wird,          leidet die Firma“ (6) L. Bryan & C. Joyce, „Mobilizing Minds“, McGraw-Hill (7) Jack Welch, „Was zählt“, Econ-Verlag | Newsletter, 11.2008 » Editorial » Was macht einen guten CEO aus? » Fallstudie: Der Coach in Veränderungsprozessen » Bodenhaftung von Führungskräften » Portrait Friedrich Belle » Portrait Barry Woledge » Download Newsletter als PDF » Anmeldung Praesta Newsletter | 

 
 
		